Linux Mint 17 LTS “Qiana” RC: Cinnamon und MATE – erste Eindrücke
Es gibt einen Veröffentlichungs-Kandidaten von Linux Mint 17 LTS “Qiana”. Genau genommen sind RC-Versionen der Ausgaben Cinnamon und Mate vorhanden. Die Linux-Distribution basiert auf Ubuntu 14.04 LTS “Trusty Tahr” und erhält ebenfalls fünf Jahre lang Unterstützung. Das Betriebssystem wird demnach bis 2019 mit Updates und Security-Fixes versorgt. Viele neue Funktionen bringt Linux Mint 17 mit sich.
Update Manager
Dem Update Manager wurden viele Verbesserungen spendiert. Dieser zeigt nun mehr Informationen als früher an und versucht nicht mehr im Weg zu sein.
Im root-Modus lädt sich der Update-Manager bei einem Klick darauf nicht mehr neu. Weiterhin prüft er nicht, ob eine Internet-Verbindung vorhanden ist oder wartet auf den Netzwerk-Manager. Bei Start einer Sitzung sperrt der Update Manager außerdem den APT-Cache nicht mehr. Bei einer langsamen Internet-Verbindung ist gerade letzteres manchmal schon nervig – da muss man dann einfach warten.
Das UI wurde außerdem verbessert. Weiterhin soll das Empfangen des Changelogs schneller und zuverlässiger sein. Durch die neue Spalte “type” enthält der Anwender Hinweise, um welche Art des Updates es sich handelt. Das könnte einfach ein Update, Security-Update, Backport oder Romeo-Update sein.
Security-Updates können nun das Sicherheits-Niveau umgehen. Mithilfe zwei neuer Optionen kann der Anwender entscheiden, ob diese dauerhaft sichtbar sein sollen
In einer neue Sektion des Update-Manager siehst Du nun die verfügbaren Kernel. Das Entwickler-Team wird diese Sektion nutzen, um Anwender relevante Informationen über neue Linux-Kernel mitzuteilen, was bei diesen besser ist und so weiter. Danach kann der Anwender entscheiden, welcher Kernel am besten für das jeweilige System ist.
Treiber-Manager
Der Treiber-Manager kann nun auch Treiber installieren, ohne eine Verbindung zum Internet zu haben. Sollte sich der Rechner offline befinden, bittet der Treiber-Manager um ein Installations-Medium. Dieses wird dann als temporäres Paket-Repository eingeladen. Gerade bei Notebooks mit diversen WLAN-Treibern (Broadcom) muss man nun nicht mehr zwingend ein Ethernet-Kabel zu Rate ziehen.
Login-Bildschirm
MDM hat ebenfalls Verbesserungen erhalten. Zum Beispiel gibt es verbesserte Unterstützung für Multi-Monitor-Umgebungen. Du kannst konfigurieren, welcher der primäre Bildschirm für MDM sein soll. Ebenso lässt sich unabhängig vom Greeter ein Hintergrund-Bild oder eine Farbe auswählen.
Interessant ist die Recovery-Option. Wer sich nicht anmelden kann, verwendet die Tastatur-Kombination CTRL+ALT+F1 und meldet sich an der Konsole an. Dort führt man den Befehl mdm-recovery aus. Somit wird MDM eine sichere Konfiguration übermittelt. Dieser schaltet auf den GTK Greeter um, aktiviert die Logs und startet den Computer neu.
Sprach-Einstellungen
Es gibt ein neues Tool für die Sprache. Es ersetzt sowohl das alte Sprach-Unterstützungs-Tool als auch die regionalen Einstellungen unter Cinnamnon. Für die Versionen LMDE (Linux Mint Debian Edition), Cinnamon, MATE und Xfce ist das Tool nun gleich. Das Sprachen-Tool macht es einfacher, die gewünschte Sprache zu wählen und diese System-weit einzusetzen.
Was mich weiterhin wahnsinnig macht, ist diese verfluchte automatische Spracherkennung. Gebe ich als Zeitzone Kairo ein, ist mein System halb arabisch – selbst wenn ich wenn ich bei der Installation Deutsch angebe. Wofür kann ich überhaupt eine Sprache wählen, wenn das zur Hälfte ignoriert wird?
Die Lösung ist das Sprachtool zu verwenden und alles noch mal Systemweit zu bestätigen. Danach Aus- und wieder Einloggen oder das System neu starten. Alternativ könnte man die Datei /etc/default/locale editieren.
Cinnamon 2.2 mit verbesserten Einstellungen
Die grafische Schnittstelle wurde veredelt und die Einstellungen sehen nun besser aus. Wietehrin sind die Einstellungen besser kategorisiert und entsprechend in Unter-Sektionen eingeteilt. Die Entwickler haben die Schaltfläche entfernt, die zwischen “Normal” und “Advanced” umgeschalten hat. Alle Einstellungs-Möglichkeiten werden nun dauerhaft angezeigt.
Bildschirmschoner und Energie-Management
Die Einstellungen für Bildschirmschoner und das Energie-Management waren recht konfus. Einige Einstellungen haben gefehlt, andere waren nicht ganz klar und einige haben etwas anderes gemacht als beschrieben.
Das Energie-Management wurde in Version 2.2 komplett neu geschrieben und nun ist auch klar, was zur Bildschirm-Sperre und zur Energie-Verwaltung gehört. Die Einstellungen für die Helligkeit wurden ebenfalls verbessert.
Wer weitere allgemeine Tipps zum Energie-Management unter Linux auf einem Notebook sucht, habe ich hier einen längeren Beitrag dazu geschrieben. Damit konnte ich die Akkulaufzeit auf meinem Samsung Series5 Ultra fast verdoppeln.
Datum und Zeit-Einstellung
Das original Datums- und Zeit-Modul wurde wieder eingeführt. Damit lässt sich die Uhrzeit System-weit verwalten. Weiterhin gibt es Optionen wie zum Beispiel “24-Stunden”. Diese wirkt sich nicht nur auf das Kalender- und das Uhr-Applet aus, sondern auch auf den Bildschirmschoner.
Aktive Ecken und HUD
Cinnamon bringt einige nette Funktionen mit sich, mit denen man den Arbeitsplatz managen kann. Allerdings muss man sich damit erst einmal anfreunden. Die Tools sollten Anfängern daher nicht zu sehr im Weg stehen oder aus Versehen aktiviert werden. Das könnte zu verwirrend sein.
Das HUD ist nun weniger aufdringlich. Es sollte nur erscheinen, wenn man etwas wirklich nah an die Ränder zieht. Snapping ist eine tolle Sache, man muss aber nicht bei jedem Fenster daran erinnert werden.
Die aktiven Ecken haben ein verbessertes Einstellungs-Fenster bekommen. Für jede Ecke kannst Du nun bestimmen, wie Sie auf “mit der Maus darüber fahren (hover)”, Klick oder beides reagieren sollen.
Menü-Verbesserungen
Mithilfe eines Rechtsklicks im Menü lassen sich Anwendungen nun deinstallieren. Neu installieren Anwendungen werden hervorgehoben.
MPRIS und Sound Applet / HiDPI/Retina Display
Cinnamon 2.2 hat Unterstützung für MPRIS erhalten. Weiterhin bringt der Desktop-Manager Unterstützung für HiDPI mit sich.
Grafik-Tablets
Das “wacom”-Plugin ist zurück. Man hat es repariert und dem System unter dem Namen “Graphics Tablet” wieder spendiert.
A11y MouseWheel Zoom
Menschen mit Sehschwächen werden die Möglichkeit begrüßen, dass man mit Alt+Mausrad zoomen kann. Die Vergrößerung muss man aktivieren. Die Entwickler versprechen, dass man es dauerhaft laufen lassen kann und es wird keine CPU-Cycles fressen.
Verbesserungen beim Fenster-Manager
Mit dem Mausrad auf der Titelleiste kann man die Deckkraft der Fenster beeinflussen. Ein schnelles Rollen macht das Fenster halb transparent und man kann sich einen Überblick verschaffen, was dahinter vor sich geht. Diese Option befindet sich im Modul “Fenster”.
Alle weiteren Verbesserungen und Änderungen zu Linux Mint 17 Cinnamon findest Du in der offiziellen Ankündigung.
Linux Mint 17 MATE
Viele der Verbesserungen und Neuerungen sind natürlich genauso in Linux Mint 17 MATE eingeflossen. Als Desktop-Manager verwendet diese Version allerdings MATE 1.8. Die MATE-Ankündigung ist hier.
Download
Du findest 32- und 64-Bit-Versionen für Linux Mint 17 “Qiana” im Download-Bereich der Projektseite. Es gibt sowohl Links zu den Spiegel-Servern als auch Torrent-Dateien. Alle ISO-Abbilder sind zirka 1,2 oder 1,3 GByte groß.
LTS-Strategie
Linux Mint 17 wird wie bereits erwähnt bie 2019 mit Updates versorgt. Bis 2016 werden künftige Versionen von Linux mit die gleiche Basis, also Ubuntu 14.04 LTS “Trusty Tahr” haben. Somit soll ein Upgrade für Leute einfacher werden. Man will sich bis 2016 voll auf diese Basis fokussieren. Das ist auch durchaus sinnvoll. Mit den kurzen Support-Zykeln von Nicht-LTS-Versionen bei Ubuntu – Linux Mint kommt sowieso immer ein Monat später heraus. Da hat man dann installiert und wird fast schon nicht mehr unterstützt.
Erste Eindrücke
Mir kommt Linux Mint 17 RC mit Cinnamon 64-Bit sehr sehr schnell vor. Das System ist ausgesprochen Reaktions-freudig. Welche Fehler und so weiter es gibt, kann man nach wenigen Stunden damit in einer virtuellen Maschine spielen noch nicht sagen. Auf jeden Fall kommt das so bald es geht auf meinen Mint-Rechner, das Samsung Ultrabook. Fünf Jahre Unterstützung sind natürlich sehr attraktiv – vor allen Dingen, wenn sich das Entwickler-Team bis 2016 mit dieser Basis ausgiebig beschäftigt.
Wer Linux Mint bisher gemocht hat, wird mit dieser Version sicher genauso glücklich sein. Das Grundprinzip hat sich nicht geändert und die Anwenderfreundlichkeit bezüglich eines Desktop-Systems ist in den Vordergrund gestellt. Windows-XP-Umsteiger dürften sich bei Linux Mint 17 Cinnamon durchaus wohl fühlen.
Witzig, das mit der Sprache! Ich sitze in Tunis und hab dasselbe Problem unter Ubuntu 12.04 oder 14.04. Musste immer rumfrickeln bis Sprache und Zeiteinstellung korrekt waren ...
danke für die ausführliche Kritik. Werde mir Mint mal ansehen, wenn es fertig ist.
Zitat : "Gerade bei Notebooks mit diversen WLAN-Treibern (Broadcom) muss man nun nicht mehr zwingend ein Ethernet-Kabel zu Rate ziehen."
All diese vielen unzulänglichkeiten zeichnet ein ECHTES UBUNTU aus 🙂 daran hat sich bis heute nämlich rein gar nichts geändert. Danke an Clement und seinem Team für dieses grandiose Linux !
Hi zusammen,
weiss wehr ob man aus der RC-Version später die Release wird? Also ich will jetzt schon mit dem RC arbeiten, würde nicht gerne das System neu aufsetzen wollen.
Gruss aus Köln,
Oliver
Ja, wird es. Einfach immer aktualisieren. Neu aufsetzen musst Du nicht.