Amazon hat Patent erhalten, etwas vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren?

3 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Ein Patent, um ein Foto vor einem weißen Hintergrund zu machen? Ich musste mir nun mehrere Quellen nachlesen (angefangen und durchgehangelt via EFF/Electronic Frontier Foundation), nachdem ich einen kurzen Blick auf das Datum geworfen habe – nein, es ist nicht der erste April, ja es stimmt: Amazon hat ein Patent (US 8676045 B1) dafür erhalten.

Das Patent selbst ist in einer sehr komplexen Sprache geschrieben und besagt im Prinzip: Mache Foto vor weißem Hintergrund. Man spricht über ISO, Brennweite, Blende und so weiter.

US-Patent, um etwas vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren (Quelle: Google.com)

US-Patent, um etwas vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren (Quelle: Google.com)

Das Ganze ist so bizarr, dass sich sogar die Comedy-Welt (Stephen Colbert) über das Patent-Büro in den USA lustig macht. Colbert will nun einen Patent für das Einreichen von Patenten einreichen.

Das ganze Patent-System ist dermaßen bescheuert und man muss sich wirklich fragen, was da für Pappnasen sitzen. Aber das Patent-System produziert Geld. Selbst wenn eine Erfindung niemals einen Cent gemacht hat, kann man andere beschuldigen, das Patent zu verletzen. Damit wurden laut Colbert im Jahre 2011 29 Milliarden US-Dollar in Form von Gerichtsverhandlungen, Gebühren und Vergleichen gemacht.

Nun muss man sich fragen, ob jede Kombination aus ISO, Brennweite und Blende ein Patent verdient? Warum nicht … man hat ja auch schon ein Patent ausgestellt, wie man eine Yoga-Klasse in bestimmter Weise filmt. Oder der Versuch von IBM und Halliburton, ein Patent auf Patent-Trolling zu bekommen.

Es ist nicht ganz klar, was Amazon mit diesem Patent will: Nur die Bilder auf der eigenen Seite zu schützen, damit andere Shops nicht gleiche Bilder veröffentlichen können – aber es ist totaler Irrsinn. Bilder wurde seit Anbeginn der Fotografie vor weißem Hintergrund gemacht und in Studios verwendet man schon immer Lichtquellen, um die Motive zu beleuchten.

Da dieser Witz nun öffentlich so breit getreten wurde, erhofft man sich eigentlich, dass irgendwer mal die Augen öffnet und dagegen vorgeht – auf der anderen Seite habe ich da wenig Hoffnung. Es steckt einfach zu viel Geld in diesem Schwachsinn …

Da hilft nur noch eine gute Tasse Kaffee am morgen …

Eine gute Tasse Kaffee hilft ...

Eine gute Tasse Kaffee hilft … (zum Glück kein weißer Hintergrund)




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3 Kommentare zu “Amazon hat Patent erhalten, etwas vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren?”

  1. Georg says:

    Wenn jeder Staat nur die ausländischen Patente akzeptieren würde, die man so auch im eigenen Land vergeben hätte, würden die Amis ihr Verhalten schnell ändern. Natürlich müsste man dann nicht jedes Patent in jedem Land neu einreichen, aber einfach im Falle einer Anklage, bei der man zu keinem Vergleich kommt, eine Einzelfallüberprüfung mit dem Patentamt im jeweils anderen Land durchführen. So könnte auch keine Südseeinsel das neue Patent-Wunderland werden, da die dort sitzenden Firmen dann nur für ihren eigenen, lokalen Markt produzieren könnten.

    Der Sinn von diesem Bullshit ist doch aus US-Sicht nur einer: US-Konzerne bekommen Patente, die weltweit gelten, und die Firmen anderer Länder nicht. Nur deshalb sind doch diese absurden Patentstreitereien der letzten Jahre möglich - erstaunlicherweise mit wechselnden Gegnern auf der einen Seite, aber fast immer mit US-Beteiligung auf der anderen. 😉 Bald patentiert der US-Staat selber die Idee an sich und monopolisiert das Denken.

  2. Erik says:

    "Wenn jeder Staat nur die ausländischen Patente akzeptieren würde, die man so auch im eigenen Land vergeben hätte, würden die Amis ihr Verhalten schnell ändern."

    Warum sollten sie? Die USA sind auch ein großer Markt und somit würden auch nur in USA geltenden Patente Sinn machen.

    Wir sollten mal in der Geschichte zum Anbeginn der Patente zurück schauen und uns Fragen was ist der ursprüngliche Sinn eines Patentes gewesen und wird der Sinn auch nur annähernd heute noch erreicht?

    Es war einmal ... da gab es viele neue Entwicklungen vom Inhaber geführten Firmen. Um einen Vorsprung vor der Kongruenz zu haben wurde diese Erfindungen streng geheim gehalten. Mit dem häufigen Ergebnis das die Erfindungen vom Inhaber mit ins Grab genommen wurden. Sie waren für die Menschheit für immer verloren.

    Da war natürlich sehr Schade für die Gesellschaft. So kam man auf die Idee dem Erfinder einen Deal anzubieten: Du veröffentlichst deine Erfindung in allen Einzelheiten und als Ausgleich bekommst du eine Monopolstellung auf Zeit. Es war eine Win-Win-Situation für Erfinder und für die Gesellschaft, würde man heute sagen.

    Und wie sieht es heute aus? Von einer Win-Win-Situation sind wir weit entfernt. Die Monopole werden eher für Wirtschaftskriege missbraucht! Die Monopolzeiten sind länger als die Innovationszeiten. Wenn das Monopol ausläuft, ist die Erfindung auf Grund des Fortschritts oft so gut wie nichts mehr Wert. Der Nutzen für die Gesellschaft ist nicht mehr da, aber der Nutzen für das Unternehmen ist größer denn je. Das Patentwesen ist völlig aus dem Ruder gelaufen.

    Heutzutage wäre es möglicherweise für die Gesellschaft besser gar kein Patentsystem zu haben. Aber auf jeden Fall muss es gründlich überarbeitet werden um wieder eine Win-Win-Situation zu bekommen.

    Denkansätze wären drastisch kürzere Laufzeiten. Die Hürden für die Patentvergabe zu erhöhen, sprich keine Trivialpatente mehr. Offenlegungspflicht der Entwicklungskosten und wenn die Entwicklungskosten plus ein angemessener Gewinn durch Verkauf und Lizenzierung erreicht ist, wird das Patent gemeinfrei. Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten das Patentwesen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Werdet Kreativ.

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