Raspberry Pi: Google Coder kurz angetestet – ist es so einfach, wie Google behauptet?

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Coder für Raspberry Pi Teaser 150x150Google hat vor wenigen Tagen Coder für Raspberry Pi vorgestellt. Damit soll jeder Besitzer eines Raspberry Pi die Möglichkeit bekommen, sich selbst die Grundlagen von HTML, JavaScript und CSS beizubringen.

Google verspricht, dass die ganze Sache super einfach aufzusetzen ist und man überhaupt keine weiteren Kenntnisse braucht. Starke Aussage, die ich gerne mal überprüfen möchte.

Coder herunterladen

Zunächst einmal brauchen wir natürlich das Abbild von Coder. Das gibt es auf der Seite googlecreativelab.github.io/coder und die fette Download-Schaltfläche sollte Hinweis genug sein … 🙂

Der Download ist eine Zip-Datei und zirka 1 GByte groß – ausgepackt hat das Ding dann 2.3 GByte. Nach dem Einspielen wird man feststellen, dass es sich um ein angepasstes Raspbian handelt, das wiederum auf Debian basiert.

Google sagt, dass man den mitgelieferten Installer verwenden soll. Finde ich wesentlich umständlicher, als das mit den üblichen Hausmitteln zu machen.

Coder mit Linux installieren

Wenn Du die SD-Karte einsteckst, meldet sich diese mittels /dev/sdX (wobei das X mit der entsprechenden Ziffer abzuändern ist) oder /dev/mmcblkX (hier steht das X für eine Zahl). Du kannst davon ausgehen, dass es in den seltensten Fällen /dev/sda ist – hier handelt es sich in der Regel um Deine Festplatte.

Mittels lsblk oder df -h findest Du schnell heraus, was Deine SD-Karte für eine Bezeichnung hat. Das Abbild bügeln wir nun so auf die SD-Karte (meine hat sich als /dev/sdb gemeldet): sudo dd if=raspi.img of=/dev/sdb bs=1M

Das war es dann schon. Der Vorgang kann etwas dauern.

Coder unter Windows installieren

Das ist auch nicht besonders schwer, denn dafür gibt es Win32DiskImager. Kostet nichts, gibt es bei sourceforge.net. Software starten, Abbild auswählen, SD-Karte auswählen und write klicken. Fertig.

Coder starten

Tja, viel zu starten gibt es da nicht. SD-Karte in das Raspberry Pi gesteckt und Strom angeschlossen. Der erste Start dauert etwas, da ein Schlüsselpaar aufgesetzt wird. Danach öffnet sich raspi-config, das man auch von Raspbian kennt. Hier kannst Du die gesamte Größe der SD-Karte verwenden lassen, Passwort ändern, SSH-Server beim Booten aktivieren und sogar direkt in den grafischen Desktop starten lassen.

Das alles ist für Coder aber nicht notwendig. Nach Beenden und einem Neustart musst Du Dich nicht einmal am Raspberry Pi anmelden. Am Netzwerk sollte der Winzling aber schon stecken.

Coder: Der erste Start dauert etwas

Coder: Der erste Start dauert etwas

Kennt man von Raspbian: raspi-config

Kennt man von Raspbian: raspi-config

Auf Coder zugreifen

Nun wird es super einfach. Auf einem Desktop Deiner Wahl (im selben Netzwerk) gibst Du einfach die Adresse http://coder.local ein. Der Browser wird sich über ein unsicheres oder unbekanntes Zertifikat beschweren. Das können wir akzeptieren.

coder.local: Zertifikat akzeptieren

coder.local: Zertifikat akzeptieren

Im Anschluss möchte Coder, dass wir ein Passwort vergeben …

Coder: Passwort vergeben

Coder: Passwort vergeben

… das wir sofort danach zum Anmelden brauchen.

Coder: Login

Coder: Login

Und schon bekommen wir eine kleine Einführung präsentiert.

Coder: Start

Coder: Start

Mithilfe der grünen Schaltfläche können wir neue Projekte erstellen. Die drei anderen sind Beispiel-Apps und rechts oben können wir einige Dinge konfigurieren. Die Settings sind sehr übersichtlich. Hat das Raspberry Pi allerdings eine WiFi-Karte, kannst Du Dich hier drahtlos zum Netzwerk verbinden.

Coder: Einstellungen

Coder: Einstellungen

Coder: Mit WiFi verbinden

Coder: Mit WiFi verbinden

Loshacken

Nun darfst Du entweder ein eigenes Projekt erstellen, oder an den Beispielen rumhacken. Wer von der ganzen Installation gestresst ist, kann auch erst mal eine Runde Space Rocks (Asteroids-Klon) zocken.

Coder: Hello Coder!

Coder: Hello Coder!

Coder: Bitblokes erstellt

Coder: Bitblokes erstellt

Space Rocks: reinhacken

Space Rocks: reinhacken

Space Rocks: Asteroids-Klon

Space Rocks: Asteroids-Klon

Nach dem Ändern und Speichern des Codes, siehst Du das Ergebnis durch einen Klick auf die Ansichtsseite sofort. Einfach mal auf das Auge klicken. Dann splittet sich der Bildschirm und Änderungen werden live aktualisiert.

Coder: Änderungen live betrachten

Coder: Änderungen live betrachten

Über den kleinen Ordner neben dem Auge kannst Du auch Media-Dateien hinzufügen. Über die Projekt-Einstellungen darfst Du die App löschen oder auch exportieren. Klickt man auf einfügen, wird der Pfad im Quellcode hinterlegt. Die img-Tags muss man allerdings selbst eingeben.

Coder: Projekt-Einstellungen

Coder: Projekt-Einstellungen

Coder: Media-Dateien

Coder: Media-Dateien – img-Tags werden nicht automatisch eingefügt

Was derzeit nicht geht

Coder ist im Moment nur für eine Person gedacht. Ob das Ding Multi-Anwender werden soll, weiß ich nicht. Man kann sich natürlich mit mehreren SD-Karten helfen und es ist auch möglich, mehrere Coder-Geräte im selben Netzwerk zu betreiben. Hierfür gibt es Anweisungen bei Google.

Wer nicht genug SD-Karten aber viele Coder im Haushalt hat, kann BerryBoot verwenden. Damit brauchst Du lediglich eine SD-Karte und noch einen USB-Massenspeicher.

Nützliche Hinweise

Wer gar nicht weiterkommt, findet Antworten in Google FAQ. Hier steht zum Beispiel der Drill für ein vergessenes Passwort. Einfach die SD-Karte in einen anderen Computer stecken und dann eine Datei mit Namen reset.txt in das Verzeichnis coder_settings kopieren. Bei einem Neustart fragt Coder dann wieder nach einem Passwort.

Und? Taugt es was?

Wer sich HTML, JavaScript und CSS beibringen möchte, wird mit Coder sicherlich glücklich. Coden, Speichern, Ergebnis sofort sehen. Dazu brauchst Du weder Kenntnisse für Linux, noch Webserver und so weiter. Einfach loslegen. Wenn man weiß, wie man Raspbian installiert, dauert es keine 10 Minuten bis man sein erstes eigenes Projekt unter Coder erstellen kann  – schon toll.

Als Lernmittel dürfte es für Schulen interessant sein. Das Abbild lässt sich auch in die grafische Oberfläche booten. Somit ist Coder auch direkt via Raspberry Pi erreichbar. Jeder Schüler braucht eigentlich nur seine eigene SD-Karte und schon kann es losgehen.

Hat man ausreichend Kenntnisse, wird man auf seinem Linux-System wahrscheinlich lieber einen Webserver laufen lassen. Beziehungsweise braucht es für JavaScript, CSS und HTML nicht einmal einen Webserver.

Coder richtet sich ganz klar an Programmier-Neulinge und dafür macht es einen wunderbaren Job – oder anders gesagt: einen Kroah-Hartman wird man damit nicht hinterm Ofen vorlocken, einem Neuling wird es sehr einfach gemacht … 🙂

Nette Pi-Konstellation

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