Kann Windows 8! Wine 1.6 ist veröffentlicht – Installations-Anleitung für Linux Mint / Ubuntu
Die Entwickler von Wine haben Version 1.6 zur Verfügung gestellt. 16 Monate lang hat man an Wine 1.6 entwickelt und es gibt ungefähr 10.000 individuelle Änderungen. Zu den Highlights gehören der neue Mac-Treiber, komplette Unterstützung für Fenster-Transparenz und ein neues Mono-Paket für die .NET-Unterstützung.
Fangen wir erst mal mit dem praktische Teil an: WIne 1.6 installieren. Dafür gibt es ein PPA und das geht somit ganz schmerzfrei und mit dem gewohnten Dreisprung:
sudo apt-add-repository ppa:ubuntu-wine/ppa
sudo apt-get update
sudo apt-get install wine1.6
Das zieht dann bei mir unter Linux Mint 14 142 MByte an Daten, packt sich aus und installiert sich. Ich habe allerdings i386-Unterstützung aktiviert. Wer nur auf x86_64 unterwegs ist, der sollte etwas weniger herunterladen müssen. Muss man ja in Zeiten der Drosselkom erwähnen. Hier zählt jedes Byte!
Bei mir installiert sich Wine 1.6-rc5. Diese Version dürfte aber nicht viel (wenn überhaupt) von der finalen Ausgabe abweichen.
Wer sich Wine 1.6 lieber via Quellcode installiert, findet diesen wie üblich bei sourceforge.net oder ibiblio.org. Installations-Hinweise für viele Distributionen (Ubuntu, Fedora, openSUSE, Red Hat, Debian, Slackware, FreeBSD, PC-BSD) findest Du im Download-Bereich der Projektseite. Ein Beziehen des Codes via git ist ebenfalls möglich: www.winehq.org/git.
Neuerungen in Wine 1.6
Die Liste ist sehr lang und es gibt ein ausführliches Changelog in der offiziellen Ankündigung. Ich gehe auf das ein, was mir ins Auge gesprungen ist.
User Interface
- Transparenz für Fenster wird unterstützt.
- Sämtliches Rendering für Fenster wird auf der Client-Seite mittels der DIB-Engine realisiert. Das gilt nicht für OpenGL-Rendering.
- Die herkämmlichen Dialoge passen sich nun der DPI-Auflösung des Bildschirms an.
- Im virtuellen Desktop-Modus werden Schnellstarter auf dem Desktop angezeigt. Diese lassen sich für den Start von Anwendungen nutzen.
- Die HTML-Hilfe unterstützt Nicht-ASCII-Zeichen besser.
Mac Driver
- Ab sofort gibt es einen nativen Mac-OS-X-Treiber. Somit integriert sich Wine besser in die Mac-Oberfläche. Unter anderem gibt es Unterstützung für OpenGL, die Zwischenablage, Drag & Drop, Taskleiste und so weiter.
- Unter Mac OS X ist X11 nicht mehr länger Voraussetzung, der X11-Treiber wird allerdings weiterhin unterstützt.
- Für den Einsatz des Mac-Treibers muss mindestens Mac OS X 10.6 im Einsatz sein.
- FontConfig brauchst Du unter Mac OS X nicht mehr länger und ist per Standard deaktiviert.
X11 driver
- Server-seitiges Schrifarten-Rendering ist nicht mehr länger unterstützt. Alle Fonts werden auf der Client-Seite mittels FreeTye gerendert.
- Es gibt Unterstützung für XRandR 1.2 und 1.3
Grafik
- Die DIB-Engine bringt wesentliche Verbesserungen bezüglich Performance. Das gilt laut eigenen Angaben besonders für Text-Rendering, Alpha-Blending, Gradienten und dehnen von Bitmaps.
- OpenGL-Rendering bei Geräte-unabhängigen Bitmaps ist vie libOSMesa unterstützt.
- Es gibt weitere Codec-Funktionen – inklusive JPEG-Encoding.
Text und Schriftarten
- Fonts: Die DIB-Engine unterstützt Anti-Aliasing von Sub-Pixeln. Dazu nutzt die Software die Anti-Aliasing-Konfiguration des Systems (FontConfig).
- Es gibt eine anfängliche Implementierung der DirectWrite-Text-Layout-Engine.
- Eingebaute Schriftarten sind nun vollständiger – inklusive FixedSys und Wingdings.
Eingabegeräte
- Das Raw-Input-API ist für Tastatur und Maus unterstützt.
- Es gibt ein Joystick-Applet in den Einstellungen. Damit kannst Du den Joystick konfigurieren und testen. Wo sich das allerdings versteckt, ist mir gerade nicht ganz klar. Ich kann es zumindest nicht finden.
- Force Feedback wird für MAc OS X unterstützt.
Kernel
- Beim Aufruf einer DOS-Applikation wird zunächst DOSBox ausprobiert. Wine DOS ist als Fallback integriert und wird dann verwendet, wenn sich DOSBox nicht auf dem System befindet.
- Wine lässt sich so einstellen, dass es “Windows 8” an das System meldet.
.NET-Unterstützung
- Mono-Runtime ist als MSI-Datei vorhanden. Die Installation lässt sich über Add/Remove Programs steuern. Bei Prefix-Updates von Wine wird es automatisch mitinstalliert.
- Microsoft .NET 4.0 Runtime lässt sich installieren, falls Mono für bestimmte Aufgaben noch nicht gut genug ist.
Internet und Netzwerk
- HTTPS-Verbindungen nehmen GnuTLS (Secure Transport auf Mac OS X). OpenSSL wird nicht mehr länger benutzt.
- Die Protokolle TLS 1.1 und TLS 1.2 sind per Standard aktiviert. Fallback ist TLS 1.0. SSL2 ist per Standard deaktiviert.
- Fehler bei der Validierung von Security-Zertifikaten werden besser verarbeitet.
- Die Protokolle NTLM und Negotiate werden unterstützt.
- ActiveX Controls lassen sich herunterladen und automatisch installieren.
- Mit der Variable no_proxy in der Registry unterstützt WIne 1.6 Internet Proxy Bypass.
- Permanente Cookies sind unterstützt und die URL-Cache-Dateien werden bessere verwaltet. Die Internet-Einstellungen erlauben das Löschen von Cookies und Cache-Dateien.
Sonstiges und eingebaute Applikationen
Das Changelog geht noch sehr detailliert auf technische Details ein. Dazu gehören Verbesserungen bei Direct3D, DirectDraw und DirectSound. Weiterhin wurde Druckunterstützung verbessert und bei den Übersetzungen hat sich einiges getan.
- Die neue nestat-Anwendung zeigt Informationen bezüglich aktiver Netzwerk-Verbindungen.
- cabarc unterstützt Multicabinet-Dateien.
- attrib unterstützt Rekursion in Unterverzeichnissen
- ipconfig kann nun auch IPv6-Adressen anzeigen.
- start erlaubt das Priorisieren von Prozessen.
Unter Linux wird außerdem der Dienst UDisks2 unterstützt. Weiterhin lässt sich Wine auf ARM64-Plattformen kompilieren. DragonFly BSD wird unterstützt, dafür Alpha und Sparc nicht mehr.
PlayOnLinux
Wine 1.6 ist natürlich auch schon für PlayOnLinux verfügbar. Damit ist das Installieren vdiverser Applikationen und SPiele wesentlich angenehmer und einfacher.
Adobe Photoshop CS5 oder CS6?
Hier gibt es immer noch einen Bug im Installer. Aufrufen und ausführen lässt sich der Installer, aber dann bricht die Installation mit einem Fehler ab.
Es gibt allerdings einen Workaround, bei dem man eine Windows-Installation benötigt. Das funktioniert auch, habe ich selbst schon ausprobiert und kannes sogar beweisen 🙂 – ich brauche Adobe Photoshop aber eigentich nicht. Mir reicht GIMP vollkommen und das läuft nativ. Adobe Photoshop CS4 ließe sich übrigens problemlos installieren. Das wäre für mich aber uninteressant, da es die Funktion Content Aware Healing nicht mit sich bringt. Aber auch das lässt sich unter GIMP mittels Resynthesizer realisieren.
Als ich Mac Driver gelesen habe, dachte ich, Wine könnte nun auch Mac-Anwendungen abspielen. Mach mir nie wieder so unbegründete Hoffnungen! 🙁
Ich wollte mal irgendeine Demo von Photoshop installieren (diese X-Tage Versionen von der Adobe HP), glaube, es war CS4...es hat nicht funktioniert. Die Wine-Version war irgendwas aus dem Bereich 1.5.x. Geht es etwa erst seit 1.6?
Ich möchte eigentlich nur mal PS ausprobieren, um mich zu überzeugen, dass GIMP locker ausreicht. Und die beste Bildbearbeitungs-Shareware ist sowieso Photoline ^.^
"...Dafür gibt es ein PPA und das geht somit ganz schmerzfrei und mit dem gewohnten Dreisprung..."
Nicht jeder benutzt ubuntuische Distributionen, sowas nervt erheblich bei so vielen Artikeln.
Ich hab aber keine 20 Distributionen am Laufen. Deswegen auch der Hinweis auf die Download-Seite des Projekts, wo zu allen großen Distributionen Installations-Hinweise gegeben sind.
Schade dieser Blog ist wohl im Ableben begriffen und warum in aller Welt muss ich zum kommentieren meine E-Mailadresse angeben??
Nö ist er nicht, ich bin nur gerade im Urlaub.