Richard Stallman über die Shopping Lense: Regierungen werden Daten von Canonical einfordern – Jono Bacon versucht die Wogen weiter zu glätten
Benjamin Kerenska hat Mr. Free Software, Richard Stallman (Free Software Foundation / FSF), gebeten, seine Meinung zu Canonicals Shopping Lense kund zu tun und auch eine Antwort des Freedom-Fighters bekommen.
Stallmans Stellungsnahmen:
- Privatsphäre der Anwender: Sollte Canonical an diese Daten kommen, werden diverse Regierungen darauf drängen, an die Daten zu kommen.
- Man sollte sowieso nichts von Amazon kaufen: http://stallman.org/amazon.
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Vor allen Dingen der erste Punkt ist sehr interessant. Viele Menschen dürfte gar nicht in den Sinn gekommen sein, dass da plötzlich auch ganz andere an den Daten interessiert sind und diese unter Umständen rechtliche Ansprüche darauf haben. Das Bla (Ausrede) mit der Terrorismus-Abwehr kennen wir ja alle zu genüge. Er greift also Canonical nicht direkt an und wirft ihnen vor, Geld verdienen zu wollen – was wohl die wenigsten Menschen sowieso tun. Ebenso sagt er nicht, dass Canonical unvertrauenswürdig ist – was wohl auch die wenigsten tun. Er denkt einfach den Schritt weiter, wer noch Interesse an den Daten haben könnte. Von der Seite habe ich es selbst noch nicht betrachtet, muss ich ganz ehrlich zugeben.
Deswegen kann man nur immer wieder darauf hinweisen, dass sich die Shopping Lense via sudo apt-get remove unity-lens-shopping ganz einfach deinstallieren lässt, beziehungsweise wird man sie in den Einstellungen deaktivieren können.
Richard Stallman gilt als einer der Pioniere freier Software und viele aus der Open-Source-Philosophy entstammen wohl seinem Gedankengut.
Und weil es gerade so gut passt: Jono Bacon hat sich ebenfalls noch einmal zu Shopping Lense gemeldet. Man nehme die Reaktion der Community sehr ernst bei Canonical und habe daran gearbeitet, die angesprochenen Bedenken zu adressieren.
- Die Nützlichkeit der Funktion könne jeder selbst entscheiden und man könne die Software deaktivieren.
- Datenverkehr ist nun verschlüsselt
- Pornographische Inhalte sollen nun unterdrückt werden. Man habe fundamentale Änderungen an der Blacklist vorgenommen, um unpassende Suchergebnisse zu unterdrücken.
- Bedenken wegen Europäischem Recht: man zeige nun eine Art Impressum im Dash an, das über die allgemeinen Bedingungen aufklärt.
Die ersten Kommentare ließen nicht lange auf sich warten. Der größte Ruf ist nach wie vor, dass die Shopping Lense als Opt-In eingeführt wird. Also keiner scheint damit Probleme zu haben, dass Canonical Geld verdient – aber die meisten wünschen sich wohl, dass man während der Installation oder ebsser dem ersten Anmelden pro Anwender gefragt wird: Hier ist das Feature – möchtest Du es nutzen – ja oder nein? Es gibt zu diesem Thema außerdem noch einen Eintrag im Canonical-Blog.
Danke, interessante Nachricht! Werde ich dann bei mir auch veröffentlichen.
Zitat
"...wer noch Interesse an den Daten haben könnte. Von der Seite habe ich es selbst noch nicht betrachtet, muss ich ganz ehrlich zugeben..."
Echt nicht? - Das war das erste, was mir in den Kopf kam. Wo gehen die Daten hin USA, Isle of Man? Dort wird es ein leichtes sein für Regierungen an Daten zu kommen. Bei den Wahnvorstellungen, die uns weismachen sollen, dass überall der Terrorismus bekämpft werden, kann ich mir so einiges vorstellen. Der Feind ist überall und nirgendwo...ja ja, wer glauben will. Ich will die Orwellsche Welt nicht.
Zitat
"Datenverkehr ist nun verschlüsselt"
Aber sie werden doch dennoch auf mindestens einem Server gespeichert oder? Ich kann mich an den Bundestrojaner erinnern, wo die Daten doch über einen Proxy in den USA geleitet wurden. Ein Hoch auf die Demokratie!
Auch wenn jetzt wieder Fachleute ankommen und alles zerlegen mögen, ich behalte mir meine Zweifel. 😉
In beiden Punkten hat Richard recht.